Krampfadern
Auch wenn jedes Kind weiß wie Krampfadern aussehen,
ist es nicht jedem bekannt, woher sie kommen, wie sie entstehen und
was man dagegen machen kann. An dieser Stelle werden zunächst einige
grundsätzliche Dinge erklärt und dann,
davon ausgehend, die Therapieprinzipien erklären. Zum Abschluß
werden noch einige praktische Tips gegeben. Wie bereits erwähnt,
sollten Sie diese Seite lieber auf Ihren Rechner zwischenspeichern um
sie ausführlich durchzulesen, da sie sehr viel Text enthält
und wir Ihre Telefonrechnung nicht unnötig strapazieren wollen.
Der Blutkreislauf
Grundsätzlich muß man den Kreislauf, als aus drei Abschnitten
bestehend verstehen: Herz, Arterien und Venen.
Das Herz pumpt sauerstoff- und nährstoffreiches
Blut in die Arterien. Arterien bilden ein weitverzweigtes Netz im Körper,
so können sie fast alle Zellen des Körpers mit Blut versorgen.
Dort, in der Körperperipherie, wird der Sauerstoff und die Nährstoffe
verbraucht, es entsteht Kohlendioxid und Stoffwechselschlacken. Über
die Venen wird nun das "verbrauchte Blut" abtransportiert.
Venen und Venenklappen
Aufgabe der Venen ist es, das verbrauchte Blut entgegen der Erdanziehungskraft
zum Herzen zurückzubringen. Von dort aus kann es in die Lunge gepumpt
werden und neu mit Sauerstoff angereichert werden. Das Herz übernimmt
dabei die Aufgabe einer Saug-Pumpe, es saugt das Blut aus den Venen.
Das allein würde aber nicht ausreichen um alles Blut aus den Beinen
anzuziehen. Die tiefen Venen liegen zwischen den Muskeln und werden
dadurch immer wieder "ausgequetscht". Damit es nicht immer
wieder zurückfließen kann, besitzen die Venen Klappen. Nur
durch die Zusammenwirkung des Herzsogs, der Muskelpumpen und der Venenklappen
kann das Blut entgegen der Schwerkraft zurück zum Herzen fließen.
Die oberflächlichen Venen, die man besonders
am Unterschenkel sehen kann, münden auch in die tiefen Venen. Die
Verbindungsvenen zum tiefen System heißen Perforantenvenen. Wieder
sind es Venenklappen, die es ermöglichen, daß das Blut nur
nach innen und damit zum Herzen fließen kann.
Venenkrankheiten
Sind die Venenklappen kaput, staut sich das Blut in den Beinen. Dies
führt zunächst zu Schweregefühl und Müdigkeit der
Beine nach längerem Stehen oder Sitzen, später zu Wasseransammlungen
im Gewebe und zuletzt zu Ernährungsstörungen der Haut, was
sich als "offenes Bein" bemerkbar machen. Man kann sich das
so vorstellen, daß durch den mangelnden Abtransport von "verbrauchtem"
Blut nicht genug "frisches" sauerstoffreiches Blut zu den
Zellen kommen kann. Zur Wundheilung ist viel frisches Blut notwendig.
Varikose: Varizen sind Krampfadern. Es ist eine Bezeichnung für
erweiterte, oberflächliche Venen mit defekten Klappen. Das Blut
fließt nicht mehr nur nach innen, zu der "Muskelpumpe",
sondern auch nach außen. Dadurch werden die Venen geweitet.
Oberflächliche Venenentzündung: Entzündung und Gerinnselbildung
in einer oberflächlichen Vene, besonders häufig in Krampfadern.
Dort fließt das Blut zu langsam.
Risikofaktoren
1. Vererbung: Fast immer steht die vererbte
Bindegewegsschwäche hinter der Venenschwäche. Ist das Bindegewebe
schwach, geben auch Venen und Venenklappen leichter nach. Bei Frauen
ist es meist durch die hormonelle Lage sehr locker. In der Schwangerschaft
ist die Gefahr besonders groß. Leider ist die erbliche Venenerkrankung
auch bei Männern sehr häufig.l
2. Bewegungsmangel: Bei langem Stehen
und Sitzen staut sich das Blut in den Beinen und die Venen weiten sich
aus, weil die Muskelpumpe inaktiv ist.
3. Alter: Die Elastizität der Venenwände
nimmt im Alter ab. Die Gefahr Krampfadern zu bekommen steigt beträchtlich.
4. Beengende, einschnürende Kleidung:
Der venöse Rückfluß wird behindert, der Druck steigt
und die Venenwände geben nach.
5. Hochhackige Schuhe: Der Fuß wird
weniger bewegt, die Muskelpumpe kommt nicht zum Einsatz.
6. Übergewicht
7. Übermäßiger Alkoholkonsum
8. Zu viel Hitze: Bei heißen Bädern,
langen Sonnenbädern und übermäßigen Saunabesuchen
weiten sich die Venen durch die Hitze erheblich. Das kann zu einer überdehnung
der Venenwände und Klappen führen.
Was ist so gefährlich?
Durch die mangelde Blutzirkulation in den Beinen kann es zu schlecht
heilende Geschwüren kommen, "offenes Bein".
Wenn das Blut langsam fließt, neigt es dazu Gerinnsel (Thromben)
zu bilden. Tiefe Beinvenenthrombosen führen sehr häufig zu
Lungenembolien. Dabei lösen sich Teile oder das komplette Gerinnsel
ab und werden in die Lunge gespült. Dadurch kann die Lunge soweit
verstopft sein, daß nicht mehr genug Blut mit Sauerstoff angereichert
werden kann. Erstickung droht.
Was kann man machen?
Es gibt zwei Möglichkeiten. Die eine behandelt nur die Symptome,
die andere geht schon etwas näher an die Ursache heran. Leider
ist aber das Übel, das meistens dahintersteckt nicht zu behandeln:
die erbliche Bindegewebsschwäche.
Konservative Therapie: Kompressionstrümpfe
stellen die Basis der Thapie dar. Sie komprimieren das Gewebe von außen
und unterstützen dadurch die Muskelvenenpumpe. Der Blutfluß
normalisiert sich und die Venenklappen können sich oft wieder unter
dem Strumpf schließen. Die typischen Beschwerden wie schwere und
schmerzende Beine klingen ab. Sie müßen für jeden individuell
angepaßt werden. Sie eignen sich auch sehr gut als Vorbeugung,
wenn ein anstrengender Tag bevorsteht. Vorausetzung ist aber ein konsequentes
Tragen.
Operative Therapie: Die
tiefen Beinvenen, wenn diese intakt sind, schaffen es meist auch ohne
die oberflächlichen Venen das Blut abzutransportieren. Deshalb
kann man die Oberflächlichen entfernen, wenn sie krankhaft verändert
sind. Wenn die Venenklappen komplett zerstört sind, bleibt keine
andere Möglichkeit. Dabei werden über maximal 1cm große
Schnitte die kaputten Venen entfernt. Damit ist das "Leck"
geflickt, und das Blut kann wieder gut abfließenl und die Beschwerden
verschwinden. Durch kosmetisches Nahtmaterial, welches ohne Einstiche
auskommt, sind nach kurzer Zeit keine Narben mehr sichtbar. Nach der
Operation müßen nur 8 Wochen die Kompressionsstrümpfe
getragen werden. In den meisten Fällen wird die Operation in einer
sehr leichten Vollnarkose ambulant durchgeführt, d.h. nur 5-6 Stunden
Aufenthalt im Operationszentrum. Danach können Sie sofort wieder
nach Hause gehen. Am folgenden Tag werden dann die Verbände in
der Praxis abgenommen. Schon in der nächsten Woche können
Sie wieder wie gewohnt zur Arbeit gehen. Die Fäden werden um den
zehnten postoperativen Tag entfernt.
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